Familie Moßhammer, Hotel-Gasthof Maria Plain****
HANS MOSSHAMMER SENIOR

Der Gasthof Maria Plain wird seit 1654 von Ihrer Familie geführt. Was von der Geschichte Ihres Hauses beeindruckt Sie am meisten?
Das Jahr 1654 ist nicht nur der Beginn für die Gastronomie in unserem Haus, sondern auch für die Wallfahrt. Denn die Wallfahrer wurden von Anfang an hier verpflegt. Aber unsere Geschichte reicht 200 Jahre weiter zurück. Damals stand das Bauernhaus unter der Grundherrschaft der Baronie von Grimming und wurde von meinen Vorfahren betrieben. Später kam das Haus in das Eigentum der Benediktineruniversität Salzburg. Die Familie Moßhammer führte den Hof weiter, verpflegte die Wallfahrer und war gleichzeitig als Mesner tätig. Nach den Franzosenkriegen sind wir um 1810 in den Besitz des Hauses gekommen, da die Universität aufgelöst wurde und die Kirche vorausschauend vorgeplant hatte. Mein Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater hat das Haus damals für seine Tochter gekauft.

Wie war es für Sie, als Kind in einem Hotel aufzuwachsen?
Das unterscheidet sich natürlich vom Leben in einer privaten Wohnung. Man lebt von Beginn an mit den Gästen mit. Und bekommt ein Gespür dafür, was sie möchten. Allein durch ihre Gestik und ihren Ausdruck kriegt man instinktiv mit, was sie wünschen – ohne sie fragen zu müssen. Außerdem bekommt man die richtige Einstellung für diese Lebensaufgabe mit: Man ist genauso ein Verwalter wie die Großeltern oder die Urgroßeltern. Man hat die Aufgabe, das Ganze bestmöglich zu machen. Man sieht sich nicht als Besitzer, sondern das Haus gehört immer der nächsten Generation.

Was geben Sie Ihren Kindern weiter?
Genau das Gleiche: Mit den Gästen mit leben, sie von Anfang an grüßen, die Leute anschauen, Fenster zumachen, Türen schließen, schauen, das alles in Ordnung ist. Tausend Handgriffe den ganzen Tag lang. Heute sagt man: Das ist Dienstleistung. Neben einer guten Ausbildung zählen auch viele angelernte Aufgaben dazu, die man als Gast auf den ersten Blick nicht sieht.

Was genießen Sie am Leben im Familienbetrieb?
Es ist schön, wenn man sieht, dass die Kinder beziehungsweise Enkelkinder das Verständnis dafür entwickeln, wie die Dinge im Betrieb und in der Metzgerei entstehen. Wenn sie einen Blick in die Küche werfen und zuschauen, wie die Mehlspeisen gemacht werden und selber Sachen angehen und ausprobieren.

Welche Herausforderungen gibt es?
Die Balance. Denn – wie man den Gästen entgegenkommt, so kommt es zurück. Umgekehrt darf man das nicht so sehen. Auch wenn Gäste manchmal schwierig, ungeduldig oder wenig verständnisvoll sind, dürfen wir keine Launen zeigen. Es ist jedenfalls schön, wenn einem als Wirt Wertschätzung entgegengebracht wird. Denn wir kümmern uns um sehr viele Kleinigkeiten, die von den Menschen manchmal nicht wahrgenommen und anerkannt werden.

Qualität wird bei Ihnen großgeschrieben. Welche Produkte kommen aus der eigenen Hausmetzgerei und Meierei und kann man in Ihrem Restaurant genießen?
Wir betreiben nicht nur den Gasthof und das Hotel Maria Plain, sondern sind auch für die umliegende Landschaft verantwortlich. Das reicht von Zäune schneiden über diverse Putzarbeiten bis zur Straßenpflege. Außerdem haben wir einen großen Obstgarten mit mehr als 100 Obstbäumen. In unserer Meierei züchten wir Schafe und Pferde, wir halten Hühner und Bienen. Für all diese Aufgaben haben wir mehrere Mitarbeiter, sogar einen Stallmeister. In der Metzgerei werden die Schafe zu Fleisch verarbeitet, das im Gasthof auf den Tisch kommt. Fleisch von anderen Tieren kaufen wir bei Metzgern und Bauern aus der Umgebung zu und legen einen sehr großen Wert auf Herkunft und Qualität. Die Frühstückseier im Hotel stammen von unseren eigenen Hennen.

Sie haben wohl einen der schönsten gelegenen Arbeitsplätze in Bergheim, oder?
Schon – wenn ich den ganzen Tag im Gastgarten sitzen könnte und auf Salzburg blicken. In Wahrheit stehe ich im Sommer schon um halb sechs Uhr in der Früh im Gastgarten, um ihn für den Tag vorzubereiten. Da denke ich mir schon oft: Heute wird das Wetter bestimmt schön! Aber Ausgleich finde ich in der Landwirtschaft, in der Natur, wenn ich die blühenden Hortensien anschaue oder im Herbst die bunten Laubblätter. Wir sind jedenfalls stolz auf die Verantwortung und darauf, dass wir diese auch meistern können. So ein Betrieb kostet viel Kraft, aber die kriegen wir von den Gästen in Form von Anerkennung und Freude wieder zurück. Es ist also ein gegenseitiger Austausch. Das hat nichts mit Geld zu tun und auch das gebe ich auch an meine Kinder weiter.